Ja, ich weiß, der Blog steht still. Es gibt gute Gründe, bin umgezogen, neuer Job etc. – aber ich gelobe Besserung.
Heute möchte ich auf den taz-Kollegen Sebastian Heiser und eine seiner Recherchen aufmerksam machen. Vor kurzem wurde er vom Medium Magazin zum Newcomer des Jahres gekührt. Warum, das beweist er mit einer fantasievollen und wichtigen Recherche. Er hat für die taz ausgetestet, wie käuflich deutsche Medien sind. Undercover als Werbeagent bot er an, Anzeigen zu platzieren und lotete aus, welches „redaktionelle Umfeld“ dafür in Frage käme. Recherchefrage: Kann ein großzügiger Anzeigenkunde auch auf inhaltlich genehme Berichte hoffen? Das Ergebniss: Licht (Spiegel und BILD) und Schatten (FR und WAZ).
Lange nach Wallraffs und Kromschröders großen Rollenreportagen gab es zuletzt nur wenige gute und sinnvolle Undercover-Recherchen, wohl auch weil viele Kollegen vor dem Aufwand zurückschrecken (wie ich übrigens auch). Heiser hat sich die Zeit genommen und zudem ein wichtiges Thema gewählt, über das nur wenige sprechen und Medien nicht gern berichten.
Ein Pressesprecher eines Lobbyverbandes in Berlin erzählte mir einmal beim Bier, wie es mit der Werbung so laufe. Auch er vergebe ab und an Anzeigen. Wenn er größere Werbeserien in Magazinen oder Zeitungen schalte, riefen ihn alsbald die Anzeigenabteilungen der Konkurrenten an, um auch einen Auftrag mitzunehmen. Nicht selten würden ihm wohlwollende Sonderbeilagen angeboten. Er sprach nicht nur von Regionalzeitungen, sondern auch von Blättern der überregionale Qualitätspresse – nur offiziell könnte er das alles nicht bestätigen (bitte keine Namen oder Fakten).
Geschickt hat nun Heiser die Heimlichtuer vorgeführt. Wie heißt es doch gleich: Wer zahlt, schafft an. Nur für die Glaubwürdigkeit des Journalismus ist das tödlich.
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